Urlaubsglück in Österreich

Sie sind sicherlich gwespannt zu erfahren, wie Maries Urlaub gewesen ist? Der Brief vom August 1927 gibt uns die Antwort:

 

Mein liebes Schwesterherz,

 

braun gebrannt bin ich aus Österreich zurückgekommen. Und Du wirst es kaum glauben - auch wieder glücklich. Meinen neuen Freund habe ich im Zug kennengelernt. In München ist er in mein Abteil eingestiegen und in Wien waren wir uns bereits bestens bekannt. Er heißt Andreas Krenkel und ist Komponist von Schlagermusik. Musik und Tanz haben eben viele Gemeinsamkeiten.

 

Ich hatte mir in Gumpoldskirchen bei Wien ein Zimmer gemietet. So konnten wir uns bei den vorzüglichen Heurigenweinen und bei viel Gesang näher kommen.

 

Ich bin oft mit der Bahn nach Wien gefahren und habe mir dort die ausgezeichneten Museen angeschaut. Begeistert haben mich aber die vielen schönen Cafes. Diese Kaffeehauskultur ist wirklich außergewöhnlich. Als mein Stammcafe hatte ich mir das Cafe Prückel am Stubenring ausgesucht. Hier konnte man in Ruhe die internationale Presse studieren und die vielen interessanten Gäste aus aller Welt beobachten.

 

Wien, liebe Bärbel, kann ich Dir für einen Besuch empfehlen. Jetzt muß ich wieder ins Büro, denn mein Chef führt schwierige Vertragsverhandlungen. Daher bis bald, Deine Marie.

 

Wie man im Zug ein Paar wird, zeigt uns der Schlager "Lila Pyjama" aus dem Jahr 1920. Komponist des Songs ist Otto Stransky. Der Texter wird nicht genannt. In der Notenblatt stehen dort drei Sterne. Frau ... bitte.

 

Nachrichtlich der Text des Liedes:

 

Ich tat einst eine Reise und weiß nicht mehr wohin

Und weiß doch nur das eine, daß ich verliebt gewesen bin.

Tiefdunkel war's im Schlafkupee, s'war alles schon zur Ruh,

Da kam auf leisen Sohlen, ein Jüngling auf mich zu,

Ich sah nur ein paar Augen, ich weiß nicht was gescheh'n,

S'war alles wie im Nebel, ich hörte nur sein Flehn:

Oh du lila, du lila Pyjama, oh du süßes, bezauberndes Ding,

Du duftendes, kleines Spielzeug, wie süß bist Du mein Kind.

 

Wir sausten durch hundert Städte, an tausend Dörfern vorbei,

Wir wußten, daß es nur einmal, nur einmal im Leben sei.

Wir rasten in den Frühling, in tollster Zärtlichkeit

Und keiner frug den andern: "Woher? wohin? wie weit?"

Wir nutzten jede Sekunde, auf dieser tollen Fahrt,

Ich flammte von seinen Küssen, er küßte so süß, so zart.

Du, oh schenk mir Dein lila Pyjama, oh Du süßes, bezauberndes Kind,

Du duftendes, kleines Spielzeug, oh schenk es mir mein Kind.

 

Am Morgen kam's zum Abschied, der eine hier, der dort,

Wir fühlten beide das gleiche, doch keiner sprach ein Wort,

Wir sah'n uns in die Augen und gaben uns die Hand

Und standen uns fremd gegenüber, in einem fremden Land.

Ich konnte es nicht glauben und blickte stumm zurück,

Da sagte er voll Wehmut, voll Zärtlichkeit im Blick:

"Ich dank Dir für Dein lila Pyjama, oh Du süßes bezauberndes Ding,

Du duftendes kleines Spielzeug,

Hab Dank Du süßes Kind!"