Titel: "Hier oben ist es schöner", Lied aus der Revue " Neuestes! Allerneuestes!", Metropoltheater, Berlin

Komponist: Victor Hollaender                 

Texter: Julius Freund

Verlag: Verlag Harmonie, Berlin

Erscheinungsjahr: 1903

Druckerei: Notendruckerei Paris & Co., Berlin

Graphiker: A. Johnson

Sammlungsnummer: 2418

 

Die erste Jahresrevue "Neuestes! Allerneuestes!" im Metropol-Theater hatte am 6. Januar 1903 Premiere. In ihr wurde in fünf Bildern herausragende Berliner Ereignisse aus Kunst, Politik und gesellschaftlichem Leben des vergangenen Jahres szenisch zu einer wirbelnden Mischung von Gesang, Tanz, Aktion, Humor und Erotik verarbeitet. Die einzelnen Nummern wurden von einem lockeren Handlungsfaden zusammengefaßt und reichten von fast kabarettistischen Szenen über brilliante Gesangs- und Tanzparts bis zu derb-komischen Posseneinlagen, wobei es oberstes Gebot war, das Publikum an keiner Stelle zu langweilen und an keiner zu brüskieren.Das Konzept kam hervorrahend an; über 300 Vorstellungen wurden gegeben (Quelle: Katalog "Theater als Geschäft", Stadtmuseum Berlin).

 

Einen kleinen Eindruck vom Witz der Revue vermittelt der Text des oben gezeigten Liedes "Hier oben ist es schöner":

 

Ich hab' als wackrer Militär fürs Vaterland geschuftet schwer,

Verbraucht die letzten Kräfte beim sauren Drillgeschäfte.

Doch am Majorseck' ging es schief, zum Dank kam ein blauer Brief:

"Troll' Dich bei Seite Kleener! Troll Dich bei Seite Kleener!"

Hier oben, hier oben, hier oben ist es scheener,

Hier oben ist es scheener, viel scheener.

 

Als Börsenmann kam ich, o Graus, nie aus den Differenzen raus,

Man kennt die alte Posse von Baisse und Hausse!

Hier stört nicht Bochum meinen Traum, nicht Laura und nicht Dannebaum,

Nicht Türken, Italiener, nicht Türken, Italiener!

Hier oben, hier oben, hier oben ist es scheener,

Hier oben ist es scheener, viel scheener.

 

Ich schrieb im realist'schen Styl so manches Bühnenspiel,

Doch flogen mir ans Köppel zumeist nur faule Aeppel!

Hier giebt es keinen Zeitungstross, nicht Tageblatt, noch Tante Voss,

Verrreisen thut mich Keener, verreisen thut mich Keener!

Hier oben, hier oben, hier oben ist es scheener,

Hier oben ist es scheener, viel scheener.

 

Minister war ich unten mal, für Zölle schwärmt ich und Kanal

Doch stets in Aengsten lebt' ich, und vor Lucanus bebt ich!

Vorüber ist der Leidenskelch, ein and'rer hat mein Portefeuille,

Nun bebt und zittert Jener, nun bebt und zittert Jener!

Hier oben, hier oben, hier oben ist es scheener,

Hier oben ist es scheener, viel scheener.

 

Als Lehrer war ich auf der Welt einst in Trakehnen angestellt,

Dort hatten es die Rösser, weis Gott, bedeutend besser!

Mein Haus war nass, mein Brot war schmal, die Gelder wurden allemal

Verbraucht für die Trakehner, verbraucht für die Trakehner:

Hier oben, hier oben, hier oben ist es scheener,

Hier oben ist es scheener, viel scheener.

 

In der Rubrik "Top Komponisten" gibt es weitere Hinweise zu Victor Hollaender, der das Lied komponierte.