Weltwirtschafts- und Liebeskrise

Ein weiterer Brief erreichte Bärbel, als die dunklen Wolken der Weltwirtschaftskrise den Himmel verdunkelten. Im Februar 1930 schrieb Marie:

 

Meine herzgeliebte Schwester,

 

wieder einmal stürzt alles zusammen. Die Weltwirtschaftskrise wirkte sich schnell auf die Unterhaltungsindustrie aus. Weniger Zuschauer kommen; die wirtschaftlichen Konzepte stimmen nicht mehr. Von der Direktion mußte ich leider erfahren, daß ich ab April 1930 kein weiteres Engagement erhalten werde. Ich hatt schon mit sowas gerechnet.

 

Auch mit Andreas habe ich mich auseinandergelebt. Er hat auch keine Arbeit und ist daher ziemlich frustiert. Wir haben uns entschlossen, in Frieden auseinanderzugehen und das jeder wieder eigene Wege geht.

 

Es wird sich daher nicht vermeiden lassen, das schöne Wien zu verlassen. Dabei habe ich mich so an den Charme der Stadt gewöhnt. Es stimmt mich traurig, dann kein Cafe Prückel mehr zu haben und beim Gedanken an den Heurigen kommen mir die Tränen.

 

Ein bißchen bin ich des ewigen Kampfes müde. Ich sehne mich nach Ruhe und Frieden wo immer er auch sei.

 

Mit diesen nachdenklichen Worten viele Grüße nach Treuenbrietzen von Deiner Schwester Marie.

 

Als nächstes habe ich Lied ausgesucht, das dem Auseinandergehen sich widmet. "Es war doch Liebe" lautet der Song, der von Willy Engel-Berger 1927 komponiert wurde. Der Text stammt von Wilhelm Sterh. Frau ... bitte

 

Nachrichtlich der Text des Liedes:

 

Seit jenem Tag da ich dich fand,

seit jener Nacht die uns verband,

da ich Dich heiß und toll geküßt,

hast Du gefühlt was Liebe ist.

Nächte, voll Liebesnot!

Nächte, so brennend rot!

Alles Verlangen, alles vergangen

was das Leben bot:

 

Refrain:

Es war doch Liebe, als Du mich umfingst.

Es war doch Liebe, wenn Du auch von mir gingst.

Die Zeit warum, das Herz war müd

und so geschah', was stets geschieht!

Es war doch Liebe, hab mich Dir ganz geschenkt,

Es war doch Liebe, auch wenn ich Dich gekränkt.

Du warst mein Frühling, Du warst mein Mai!

Es war doch Liebe und ging vorbei!

 

Schnell wie das Glück, auch Leid enflieht.

Was bleibt zurück? Nichts als ein Lied,

das noch erzählt nach Tag und Jahr,

vom Liebesrausch der einmal war.

Hast Du auch oft geweint,

hab Dir's nicht bös gemeint.

Stets werden Seelen mit Haß sich quälen,

die das Blut vereint:

 

Refrain