Gilbert, Jean

Jean Gilbert, eigentlich Max Winterfeld, wurde am 11.2.1879 in Hamburg geboren und starb am 20.12.1942 in Buenos Aires. Mit 18 Jahren wurde er Kapellmeister in Bremerhaven. Anschließend wechselte er nach Hamburg ins Carl-Schultze-Theater und mit 20 Jahren als Nachfolger von Leo Fall an die Zentralhalle in Hamburg zu Direktor Ernst Ducker. Es folgte eine Kapellmeisterstation am Berliner Apollo-Theater, wo er Operetten von Paul Lincke dirigierte. 1908 ging er nach Düsseldorf und begann wieder für die Bühne zu komponieren. 1909 kam in Cottbus seine Vaudeville-Posse "Polnische Wirtschaft"  und zwei Monate später in Magdeburg seine Operette "Die keusche Susanne" heraus. Dies waren Premieren, die sein Leben veränderten. Beide Stücke wurden sofort von Berliner Bühnen übernommen. Die "Polnische Wirtschaft" hatte am 6.8.1910 im Thalia-Theater Premiere und erreichte dort eine Serie von über 600 Vorstellungen. Von nun an folgten jedes Jahr zwei Werke, eine Posse für seine Hausbühne, das Thalia-Theater, und eine Operette für das Metropoltheater, darunter die Emanzipations-Operette "Die moderne Eva" (1911), die Automobil-Posse "Autoliebchen" (1912) und die Film-Operette "Die Kino-Königin" (1913). Erst der Erste Weltkrieg beendete Gilberts Vormachtstellung. Mit Kriegsstücken wie der Volksposse "Kam'rad Männe" und dem Zeitbild "Woran wir denken" erlitt er im Gegensatz zu seinem Kollegen Walter Kollo Schiffbruch. Umso erstaunlicher war sein anschließendes Comeback. Mit der "Frau im Hermelin" (1919) und "Katja, die Tänzerin" hatte er vor allem auch in London Erfolg. Ferner schrieb er für Berlins Operettendiva Fritzi Massary "Prinzessin Olala" (1921) sowie "Geliebte seiner Hoheit" (1924) und experimentierte mit neuen Formen wie dem Lustspiel mit Musik "Dorine oder der Zufall" (1922) oder dem musikalischen Schauspiel "Hotel Stadt Lemberg" (1929). 1926 legte er mit einem zusammengekauften Theaterkonzern einen Bankrott hin. Er ging nach New York und arbeitete dort für den Theatertrust der Shubert Brothers. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland konnte Gilbert nicht mehr an seine Glanzzeit anknüpfen. 1933 ging der nach der Machtergreifung der Nazis nach Wien. 1936 nahm er eine Stelle als Kapellmeister in Barcelona an. Die Wirren des Bürgerkriegs in Spanien vertrieben ihn zuerst nach Paris 1937 und anschließend nach London. 1939 gelangte er schließlich nach Buenos Aires. Dort übernahm er die Leitung des neu gegründeten Orchesters der Radiostation El Mundo und gewann 1941 mit der Verfilmung von "La Casta Susanna" den ersten Preis für die beste argentinische Filmmusik.