Marie wird Sekretärin

Nach diesem dramatischen Lebensabschnitt können wir gute Nachrichten von Marie gebrauchen. Mal sehen was in dem Brief vom März 1927 steht.

 

Liebe Bärbel,

 

nochmals vielen Dank für Deine mitfühlenden Worte. Sie haben mir sehr gut getan. Meine Suche nach einer Arbeit, von der ich Leben kann, war erfolgreich. Durch eine Anzeige in der BZ fand ich eine Anstellung bei der Dresdner Bank als Sekretärin des Leiters der Wertpapierabteilung. Stenographie und flott Schreibmaschine schreiben konnte ich ja schon immer. Auch mein Auftreten und meine geschickte Konversation beeindruckte meinen neuen Chef.

 

Die Arbeit wird gut bezahlt. Man ist allerdings von Morgens bis Abends stark gefordert. Die Kolleginnen und die Kollegen haben mir den Einstieg in dieses vollkommen andere Umfeld leicht gemacht. Kunst und Kommerz haben schon immer gut zusammengepaßt.

 

Ich halte mich allerdings beim Tanzen weiter fit. Man weiß ja nie.

 

Für den Juli plane ich erstmals eine Urlaubsreise - und zwar ins schöne Österreich. Mein Gehalt macht das möglich. Ich freue mich schon sehr darauf und hoffe, den Trübsal der letzten Monate etwas hinter mir lassen zu können.

 

Über meinen Trip werde ich Dir in meinem nächsten Brief berichten. Bis dahin alles Gute, Deine Marie

 

Zur Arbeit von Marie in der Dresdner Bank bin ich auf das Lied "Die Blanka, ja die Blanka!" von der großen Tschecho Banka in meiner Sammlung gestoßen. Die Musik ist von Jara Benes und der Text ist - sie wissen es schon - von Beda. Frau ... bitte

 

Nachrichtlich der Text des Liedes:

 

Die sogenannte Liebe, die Liebe, die Liebe,

sie dringt in die Betriebe, sogar bei einer Bank!

Ja! Seitdem sich holde Mädchen beruflich betätigen,

weht durch's Büro ein eig'ner Duft.

Es liegt die Liebe in der Luft.

 

Refrain:

Die Blanka, ja die Blanka, von der großen Tschecho Banka,

sitzt mit unnahbarer Miene bei der dritten Schreibmaschine.

Ja, die Blanka, ja die Blanka, vorne üppig, hinten schlank,

sie weiß was, sie weiß was, auf alle durch die Bank.

 

Herr Hawranek, Herr Wanka, Herr Steiner, Herr Stranka,

sie werden schlank und schlanker, vor lauter Liebesgram!

Oh! Die Herren Prokuristen, Kassiere, Kopisten,

sie wollen nur Maschine drei, doch die Maschin' ist niemals frei.

 

Refrain

 

Jedoch der Herr Direktor, korrekter Direkter

mit einem mal entdeckt er Rückstände im Büro!

Oh! Da kennt er keine Schonung, er nimmt in die Wohnung

das Fräulein für die halbe Nacht, wo sie dann Überstunden macht.

 

Refrain

 

Doch eines schönen Tages, ich wag' es und sag' es

nach Ablauf des Vertrages verläßt sie das Büro!

Oh! Sie kauft sich eine Villa und einen Chinchilla,

denn sie hat als die Börs' verkracht, stets das Geschäft in sich gemacht.

 

Refrain (etwas anderer Text)

Die Blanka, ja die Blanka, von der Zivnostenska Banka,

sitzt mit unnahbarer Miene in der neuen Limousine.

Ja , die Blanka, ja die Blanka, vorne üppig, hinten schlank

sie hat was, sie hat was, von allen, allen auf der Bank.